Donnerstag, 22. Juli 2010

1. und 2. Tag - Anreise nach Manaus

Die Anreise von Dresden nach Manaus dauert auch mit dem Flugzeug noch sehr lange, aber schon aus der Luft werde ich mit ersten interessanten Eindrücken von der Landschaft belohnt. Viele Wasseradern durchziehen den Wald, große Flüsse in unterschiedlichen Einfärbungen sind beim Landeanflug zu erkennen.



Wir, eine Minireisegruppe von 3 Personen, werden von der örtlichen Reiseagentur mit dem Auto zum Gästehaus „Rio Negro“ gebracht. Erstmal durchschnaufen und im kühlen Inneren des Hauses versuchen sich an die ungewohnt warmen Temperaturen zu gewöhnen. Beim Abflug in Deutschland waren ca. 20°C, hier dürfte es gut 10 bis 15° mehr sein. Außerdem ist gerade Mittagszeit und das ist auch ein guter Grund sich an die hier übliche Siesta zu halten. Gegen 16 Uhr starten wir zu dritt eine kleine Stadtbesichtigung.


Palácio Rio Negro - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - alte historische Markthalle (Gustav Eiffel)


Oper - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Opernplatz

Um genügend viel zu trinken, probieren wir
Cocosmilch, eisgekühlt aus der Nuss. Naja mein Fall ist das nicht.
Schnell wird es gegen 18 Uhr dunkel und wir kehren in das Gästehaus zurück.

3. Tag - in den Dschungel

6:30 Uhr stehen wir auf. Munter bin ich auf Grund der Zeitverschiebung schon um 4 Uhr, was sich in der ganzen Zeit in Brasilien nicht ändern wird.
Es gibt ein gutes Frühstück mit vielen Früchten.
8:15 Uhr werden wir von Elgo, unserem Reiseleiter für die nächsten 5 Tage, abgeholt. Unsere Reisetasche und der Rucksack sind umgepackt. Wir dürfen nur ca. 10 kg Gepäck pro Person mitnehmen. Der Rest bleibt im Hotel. Mit dem Auto fahren wir zum Fährhafen am Rio Negro. Mit einem Boot geht es hinaus und wir sehen schon von weiten den „Zusammenfluss“ zwischen Rio Negro und Solimoes zum Amazonas. Das Wasser des Rio Negro ist dunkel und warm, das des Solimoes hellbraun und deutlich kühler. Über viele Kilometer fließen diese beiden Flüsse nebeneinander her ohne sich zu vermischen.




Sie fließen unterschiedlich schnell und haben verschiedene ph-Werte.
Am anderen Ufer steigen wir in einen VW-Bus um und fahren ca. 60 km erst über Asphaltstraßen, später über festgefahrene Schotterpiste. Irgendwann endet die Straße an einem Fluss. Umsteigen in ein Boot (ich schätze für max. 8 Personen). In schneller Fahrt geht es den Fluss entlang und nach ca. 30 Minuten erreichen wir die „Dolphin Lodge“ unser Quartier.




Zur Begrüßung gibt es einen Caipirinha und wenig später ist auch schon das Buffet für das Mittagessen aufgebaut.
Elgo zeigt, erklärt und gibt schon jetzt einen Haufen Infos. Ich habe Schwierigkeiten mir alles zu merken, vor allem die portugiesischen und indianischen Bezeichnungen von den Pflanzen sind einfach nicht merkbar. Aber manches kennt man vom Blumenfenster daheim.



Während der Siesta beobachten wir ein Faultier, das sich weit oben in einem Baum niedergelassen hat und von uns den Namen „Scheuerlappen“ erhalten hat. Warum? Seht ihr hier.



Gegen 14:30 Uhr zieht es sich zu und ein Gewitter mit teilweise heftigem Regen zeigt uns einen möglicherweise täglichen Tagesablauf. Als es gegen 16 Uhr aufhört zu regnen, steigen wir in ein Holzboot und fahren zu einer Maniokplantage. Unterwegs verstärkt sich der Regen wieder. Doch unsere Regenjacken sind richtig gut und als wir aussteigen, können wir uns unter dem Dach des Maniokverarbeitungshauses unterstellen.
Maniok ist roh giftig und muss in verschiedenen Arbeitsschritten entgiftet werden und es wird daraus ein Mehl hergestellt.



Auf der Rückfahrt machen wir einen Abstecher in einen Nebenarm. Ohne Motor, nur mit Paddel geht’s durch den Dschungel. Natur zum Hören und Sehen.



Abendbrot gibt es 19 Uhr vom Buffet. Ausreichend und wohlschmeckend. Danach erzählt Elgo Geschichten aus seinem Leben. Wir lachen viel und wissen bald mit spitzen Worten seine Stories zu kommentieren. Draußen regnet es immer wieder und da wir müde sind, verschwinden wir beizeiten ins Bett.

4. Tag - Dschungel zum Anfassen

Gegen 5:30 Uhr wird es allmählich hell draußen. Die Nacht war warm und man muss erst mal duschen um sich frisch zu machen. Nach einem Frühstück mit Brötchen, Wurst, Käse, gebratenem Ei, Obst, Kuchen, Kaffee, Milch und Tee ziehen wir uns lange Kleidung und festes Schuhwerk an. Wir wollen zu Fuß in den Dschungel.
Gleich hinter den Häusern beginnt ein Trampelpfad. Elgo erklärt und zeigt uns die vielen verschiedenen Bäume und Pflanzen. Wir sehen Zedern, Palmen in vielen Varianten (auch die, aus denen Palmherzen gewonnen werden), Palisander, Rosenholz, Jakaranda, Paranüsse, wilde Guave, Kautschukbäume (Kaugummi ;-) ), Telefonbaum eine Mammutbaumart (Sacubemba), Chinin (schmeckt richtig bitter), Weihrauch, Curare, Wasserlianen. Außerdem entdeckten wir Duftameisen, Termiten samt Hügel, lockten eine Vogelspinne aus ihrem Nest, Riesenameisen (wenn die beißen, tut das 24 h weh), Zikadennester mit und ohne Inhalt, Frösche, Pilze und vieles mehr.










Es ist stickig warm und der Schweiß läuft ununterbrochen. Nach 3 Stunden sind wir mit Informationen vollgepackt aus dem Dschungel zurück in der Lodge. Nach Mittagessen und einer ruhigen Siesta beobachten wir die Tiere, Vögel und Fische rund um die Lodge.



Ein erstes Bad im Fluss.



Am Nachmittag spielt Brasilien Fußball bei der WM und die Einheimischen bereiten sich mit Tröten und Fahnen auf das Ereignis vor. Wir haben besseres vor und sitzen wenig später im Boot. Nach kurzer Fahrt auf dem Hauptfluss verlassen wir diesen und fahren durch Seitenarme und eigentlich mitten durch den Dschungel, der hier noch überflutet ist. Dann stoppen wir und werfen die Angeln aus.
Ein einfacher Bambusstock mit Angelsehne und Haken und ein Stück Rindfleisch ... und kurze Zeit später zappelt ein kleiner Piranha am Haken und dann noch einer. Doch wenn man nicht aufmerksam genug ist und die zuckende Sehne nicht beachtet, ist das Köderfleisch sehr schnell vom Haken gefressen. Die Köder reichen nicht lange und so werden die gefangenen Fische nach kurzer Zeit nicht ins Wasser zurück geworfen, sondern zu Köder verarbeitet. Wir wollen einen größeren Fisch aus dem Wasser holen, doch soviel Anglerglück haben wir nicht.




Auf der Rückfahrt können wir durch tolle Wolkenformationen einen herrlichen Sonnenuntergang mit Regenbogen beobachten.



Und plötzlich Delfine, graue Amazonasdelfine (Amazonas-Sotalia) tauchen kurz auf und sind schnell wieder verschwunden. Immer wieder tauchen sie kurz auf und sind genauso schnell wieder weg.



Nach dem Abendessen, es ist stockdunkel, tappen wir mit Stirnlampen ausgerüstet zum Boot. Nach kurzer Fahrt stoppt das Boot und Elgo fängt mit bloßen Händen einen kleinen ca. 80 cm langen Kaiman. Er hält in sicher an Hals und Schwanz und erklärt uns die Arten der hier vorkommenden Kaimane. Er hat einen Brillenkaiman gefangen. Wir können ihn auch halten und es entstehen einige Fotos. Kurze Zeit später entlassen wir den jungen Kaiman in die Freiheit. Auf der weiteren Bootstour leuchten wir mit unseren Lampen das Ufer ab und können die reflektierenden Augen der Kaimane entdecken.



Zurück in der Lodge gibt es als Absacker einen Caipirinha.

5. Tag - Leguane, Kautschuk und Maracuja

morgentlicher Besucher mit lauter Stimme

Nach dem Frühstück stellen wir fest, dass das Faultier sich aus dem Baum verdrückt hat. Schade wir wollten es doch auch mal etwas näher betrachten, doch so weit oben im Blattwerk war es kaum zu erkennen.
Heute ist eine gemeinsame Bootsfahrt mit anderen Reiseteilnehmern geplant. Doch bevor wir losfahren können, wird ein einheimischer Bauer von unserer mitreisenden Ärztin versorgt. Eine tiefe Schnittwunde, die Schmerzen bereitet, muss verbunden werden und einige Medikamente gegen Entzündung und Schmerzen nimmt er auch gern an. Elgo muss dolmetschen und genau erklären wie das Antibiotikum genommen werden muss, damit es hilft.
Unsere Bootsfahrt beginnt mit einem spektakulären Sprung eines Leguans von einem Baum in unser Boot. Ganz schnell verflüchtigt er sich ins Wasser. Unterwegs sehen wir Silberreiher und so genannte Christusvögel. Es sieht immer so aus, als ob sie über Wasser laufen.




Ankunft an einer Kautschukplantage. Hier wird für Touristen die mühevolle Arbeit der Kautschukernte und -verarbeitung am Leben gehalten.





Nach der Besichtigung fahren wir weiter zu einer Schule. Die Jüngsten werden am Vormittag unterrichtet. Die größeren Kinder sind ab Mittag dran und die älteren und Erwachsenen haben am Abend Schule. Das Schulboot holt und bringt mehrfach am Tag die Schüler zur Schule.


Auf dem Rückweg nehmen wir eine Abkürzung durch den Dschungel. Mit dem Boot fährt man mitten durch die Kronen der Bäume. Hier können wir die Natur genießen und Eisvögel beobachten, Bäume und Blüten betrachten. Ein auf einem Baum sitzender Leguan lässt sich ins Wasser fallen, als wir mit dem Boot näher kommen.



Kapok - eine Baumwollart (die unreife Frucht) ; erotischer Baumbehang ;-)

Am Nachmittag fahren wir zu einer Plantage auf der unter anderem Maniok, Maracuja, Chili und Paprika angebaut wird. Auch einen Kaffeebaum können wir in den verschiedenen Reifegraden betrachten. Es ist von der Blüte bis zur reifen Frucht alles auf einem Baum vorhanden. Einige reife Maracujafrüchte werden von uns gesammelt. Daraus gibt es am Abend eine schöne süße Nachspeise. Der Sperber hat uns beobachtet und wir ihn.





Wir wollen auch noch einmal die Angel auswerfen, doch die Piranhas beißen nicht. Nur ich hole einen aus dem Wasser. Dafür gab es Frösche und Orchideen.



Auf der Rückfahrt wieder ein wunderschöner Sonnenuntergang und in den Wolken fängt es an zu blitzen. Ein Gewitter kündigt sich an. Langsam wird es dunkel und die Fledermäuse fliegen ganz knapp über der Wasseroberfläche um die Insekten zu fangen.



Das Abendbrot findet heute bei Kerzenschein statt. Der Generator ist defekt und somit gibt es keinen Strom. Draußen stürmt der Wind und das Gewitter lässt Blitze zucken und den Donner grollen und natürlich regnet es auch ausgiebig.